Geehrtester Herr!

Richard Wagner an Emil Degele

Wir tappen an einander herum, und ich komme nicht dazu, Sie einmal zu hören. So bleibt mir auch immer der Charakter Ihrer Stimme fremd, und unwillkürlich denke ich Sie mir immer nur als „Beckmesser“, als welcher Sie jedoch in meinem neuen Werke nicht unterzubringen sind. Mir fehlt dagegen ein richtiger Bassist zum „Fafner“.

Haben Sie die nöthige Tiefe?

Das wäre mir sehr lieb. Man nennt mir hierfür auch Herrn Köhler in Dresden, welcher nur etwas unzuverlässig sein soll. Den Gunther, ziemlich hohen Baryton, habe ich an Herrn Gura vergeben, mit welchem ich seit 2 ½ Jahren in Verbindung getreten war.

Wie wär‘ es mit „Fafner“? Sehen Sie sich ihn doch einmal an! Jedenfalls verbleibe ich mit ergebensten Grüssen

Bayreuth.
5 Febr. 1875

der Ihrige
Richard Wagner.

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