Ankündigung der Festspiele für 1876

Richard Wagner – Ankündigung der Festspiele für 1876

Das Bühnenfestspiel »Der Ring des Nibelungen«.

soll nun bestimmt im Sommer des Jahres 1876 in dem besonders hierfür erbauten Theater zu Bayreuth aufgeführt werden. Die drei, den Patronen meiner Unternehmung versprochenen Aufführungen des ganzen Werkes werden an folgenden Tagen stattfinden:

Erste Aufführung:

Sonntag,13. August: das Rheingold,
Montag,14. August: die Walküre,
Dienstag,15. August: Siegfried,
Mittwoch,16. August: Götterdämmerung.

Zweite Aufführung:

Sonntag,20. August: das Rheingold,
Montag,21. August: die Walküre,
Dienstag,22. August: Siegfried,
Mittwoch,23. August: Götterdämmerung.

Dritte Aufführung:

Sonntag,27. August: das Rheingold,
Montag,28. August: die Walküre,
Dienstag,29. August: Siegfried,
Mittwoch,30. August: Götterdämmerung.

Die Berechtigung zu dieser bestimmten Ankündigung ist mir hauptsächlich durch die Ergebenheit und den aufopferungsvollen Eifer der von mir berufenen ausgezeichneten Künstler erteilt, welche damit, daß durch ihre Mitwirkung die diesjährigen Vorproben, unter Einhaltung der größten Pünktlichkeit in allen Zusagen, zu einem unerhörten Gelingen abgeschlossen werden konnten, mir jene Berechtigung verliehen. Fühle ich mich durch die innige Teilnehmung meiner künstlerischen Genossen, welche ohne jedes Honorar, ja meistens selbst ohne jede Entschädigung wirklicher Opfer ihre edelsten Leistungen mir zur Verfügung stellten, einzig und wahrhaft gestützt, so glaube ich nun auch der Anteilnahme von außen, soweit sie zur geschäftlichen Durchführung meiner, jeden Gewinn ausschließenden Unternehmung angesprochen werden mußte, vertrauensvoll entgegensehen zu können. Denn auch diesen Erfolg vermeine ich nun dem über alles Lob erhabenen, von jedem Bedenken freien Eifer meiner künstlerischen Genossen verdanken zu dürfen, daß das anderseits unablässig und oft schamlos erweckte; wie genährte Mißtrauen des deutschen Publikums gegen den Charakter einer Unternehmung, welche nur durch Aufopferung von seiten jedes daran Beteiligten durchzuführen war, verschwinden werde.

Demnach lade ich hiermit nochmals zur Förderung dieses Unternehmens ein, welcher Förderung ich, getreu meinem ursprünglichen Gedanken, jedoch nur durch Anmeldung zur Teilnahme am Patronate, unter den nachstehends wiederholt bekannt gemachten Bedingungen, entgegensehe; wogegen ich bei der Ansicht verharre, unvermögenderen Künstlern und Kunstverwandten gänzlich freien Zutritt zu den Aufführungen zu gewähren, dem bloß Neugierigen, an der Förderung des Unternehmens Unbeteiligten aber, selbst gegen noch so hohe Bezahlungsanerbietungen für ein Entree etwa zu dieser oder jener Vorstellung, das Bühnenfesttheater verschlossen zu halten.

Richard Wagner.
Bayreuth, 28. August 1875.

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