R. ist der Überzeugung, daß sein Unwohlsein aus dem Ärger stamme, welchen ihm Niemann verursache. Ich sage ihm, man müsse sich entschließen, ihn als Meteor zu betrachten, und nun sich auch die Meteorsteine gefallen lassen, welche auf den Kopf fallen. Besorgungen für die Kinder – R. verhält sich ruhig, ist immer nicht ganz wohl. Nachmittags Besuch von Freund Feustel – er bringt Akten, die Herrn Voltz und Batz betreffen, und glaubt, daß R. von diesen zwei unlauteren Menschen wird zu befreien sein! Freund Feustel strahlend, hat unseren Neffen Jachmann gerettet und wird wahrscheinlich binnen fünf, sechs Jahren ein sehr gutes Geschäft gemacht haben. Abends öffnet R. Meister Eckhart, einige Sätze erfüllen uns ganz, Sehen und Hören, das Sehen das Wirken, daß man durch das Wissen zum Unwissen kommen muß – so tief – da fühle ich mich heimisch, sagt R. Auch in der Edda etwas gelesen – mir will es dünken, als ob die Mythen der Germanen sich verengt hätten mit der Zufluchtsstätte, welche sie fanden. –
Donnerstag 23ten (23. September 1875)
Cosima Wagner Tagebücher
