Sonnabend 2ten (2. Oktober 1875)

Cosima Wagner Tagebücher

Während R. konferiert, sehe ich meine Bücher durch, schreibe nieder, was in diesem Quartal verbraucht, und erschrecke über die Summe von 8200 und einige Gulden. – Wie wir gefrühstückt hatten, las R. mir das schöne Kapitel von Trevrezent [1] im Parzival vor und sagte, wir müssen den Morgen wahrnehmen, der Tag bringt doch nur Nöte, und wirklich häufen sich die Sorgen. Der Vertrag mit der Kabinettskasse, Voltz und Batz, der Hausstand, der Direktor Scherbarth [2], welcher Herrn Unger nicht freigeben will, Herr Fürstner im Hintergrund, Wien vor uns (mit dem »einäugigen schwedischen Juden« [3] als Tannhäuser, wie R. sagt); dazu unsere Hunde mit der Räude uns vom Direktor in Zahna zugeschickt; überall Betrug, wo nicht Stumpfsinn. R. sagt, wenn man käme, ihm zu gratulieren zu seiner Energie, zu seinem Genie, möchte er aus der Haut fahren! … 


[1] im Parzival Sohn Frimutels, Bruder des Anfortas, Einsiedler.
[2] Karl Scherbarth (1837-1886), Theaterdirektor in Düsseldorf, vgl. Anm. zu 26. September.
[3] Labatt, s. Anm. zu 8. November 1875.


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