Sonntag 3ten (3. Oktober 1875)

Cosima Wagner Tagebücher

R. hatte eine üble Nacht voller beängstigender Träume. – Er hat Herrn Scherbarth, dem Theaterdirektor, zu erwidern. Ich habe eine Unterredung mit Freund Groß; 50.000 Gulden sind jetzt bald unumgänglich notwendig, woher aber diese nehmen? Doepler muß Geld haben für die Kostüme, und Brandt und Ingenieur, und was weiß ich alles noch, fordern gleichfalls. Abends Besuch des Architekten Brückwald, Pr. Schulz und seiner Frau; die achte Symphonie wird vorgenommen in dem schönen Arrangement des Vaters; beim zweiten Thema im Finale ruft R.: »Da kommt Galathea! Darauf die Delphine und das Meergezücht, spielend, lärmend und zankend.« – 

Der Schluß des Parzival bringt uns auf die Betrachtung, wie wenig vollendete Meisterwerke es gibt; beinahe nur die Beethoven’sche Symphonie. R. liest uns die Beschwerde der Herzegowiner [1] an die Gesandtschaften und ereifert sich über die Schmach dieser Türkenwirtschaft! Er wünscht den Russen den Besitz von Constantinopel. 


[1] vgl. Anm. zu Bocchesen, 21. September; Eingaben wegen der ihnen auferlegten Lasten.


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