Brief von Herrn Unger, er ist ängstlich, befürchtet die Kontraktbrüchigkeit; R. schreibt ihm, um ihn zu beruhigen; wir entschließen uns, über München nach Wien zu reisen, um mancherlei mit Hofrat Düfflipp zu besprechen. R. meint, hauptsächlich der hiesigen Schlösser wegen für die Fürstlichkeiten. Freund Feustel, den ich heute besuchte, meint auch, daß andere geschäftliche Beziehungen zu ordnen seien (Vorschuß, und erklären, daß Voltz und Batz nicht berechtigt sind, Einnahmen zu machen in München). –
Wie wir nach Tisch mit R. von den Menschen sprechen, welche uns ohne eigentlichen moralischen [1] oder geistigen Grund angenehm sind, sagt er: »Gar nicht, ich kenne nur das Verhältnis zu dir, dieses erfüllt mich so, daß alles übrige mir entweder gleichgültig ist oder störend.« – Fidi beginnt zu lesen und zeigt Freude daran. – Abends Violoncellsonate, wobei wir immer deutlicher erkennen, wie schlimm diese Mischung ist und wie lähmend dies auf den Größten wirken muß (bei der Komposition) – und doch selbst unter dieser Mißgunst macht das Adagio der zweitletzten Sonate von Beethoven doch den tiefsten Eindruck – Göttlicher, wer könnte dir danken? … Wenn Reue das Gefühl ist, man möchte etwas nicht getan haben, so kenne ich sie nicht, ist sie aber das Gefühl des bittersten Schmerzes, so haben tun [zu] müssen, wie man getan, dadurch zum wehmütigsten Gefühl des Üblen seines Daseins zu gelangen, dann bin ich von ihr – stets und immer von ihr erfüllt. Gedanken an Hans – dann auch an meinen Tod – ob er alles sühnt?
[1] Für ursprünglich: »persönlichen«.
