Donnerstag 11ten (11. November 1875)

Cosima Wagner Tagebücher

Eine vollständige Heiserkeit hält mich zu Hause, zum Teil zu Bett – R. hat zwei Proben des Tannhäuser am Mittag, der Dekorationen zu Lohengrin abends; er teilt mir Merkwürdiges von der Unbehülflichkeit aller scenischen Dinge mit; für die Glocken im ersten Akt T.’s ein Sturmgeläute, die Schafherde durch zwei Klingeln dargestellt u.s.w. – – – Die größte Freude ist, wenn wir all den Unsinn vergessen und uns mit den Kindern beschäftigen (»das größte Geschenk, das du mir machen konntest, die einzige Wiederanknüpfung an das Leben!«) oder von unsren Lektüren sprechen. R. hat die bretonischen Sagen aufgegeben, liest mit Interesse »Die Mauren in Spanien« von Dozy [1]. Ich die Briefe und das Tagebuch von Dürer, mit Jammer erkennend, wie erbärmlich und schlecht die Welt stets dem Genius gegenüber sich verhielt; immer und immer handelt es sich um die paar hundert Gulden. – Ich erfahre Seltsames von Marie Dönhoff. Spät abends mit R. aufgeblieben, von Blandine gesprochen. 


[1] »Histoire des Musulmans d’Espagne de 711-1110«, 1861, dt. 1873, von Reinhart Dozy, niederländ. Orientalist. 


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