Vor 23 [1] Jahren R. zum ersten Mal gesehen! … Heitere Frühstücksstunde. Besuch von General Herz in vollster amerikanischer Uniform, auch mit amerikanischen Orden geziert! R. liest das Buch von Schuré; er lacht über die »kleinen Augen« und meint, im Volke bedeute das immer etwas Garstiges. R. geht allein heute spazieren, ich bleibe mit den Kindern daheim.
Abends unsere Musiker; ein Quartett von Beethoven (op.)2 wieder vorgenommen, beim ersten Satz sagt R.: »Das ist die Zierlichkeit des tiefsten Geistes, welcher sich der Form freut.« Er kommt auf einen Vergleich zwischen dem Jagdchor im »Freischütz« und dem in der »Euryanthe«: »Im ersten«, sagt er, »war Weber noch ganz Volkslyriker, schrieb einen Chor, wie man ihn singt, in der ‚Euryanthe‘ ist er viel mehr Dramatiker, schreibt den Chor, wie man ihn hört, aus der Natur heraus.« »Auch der Marsch in der ‚Euryanthe‘, so flüchtig und skizzenhaft er erscheint, ist dramatisch gedacht und wirkt so.« – Von seiner Familie sagt R. scherzend: »Ich habe ebenso viel Zusammenhang mit ihr als mit meinem linken Hühnerauge.« Er erzählt vom 10ten Oktober 1853 [1] und läßt ihn leben mit Champagner!
[1] RW dinierte mit Liszt und seinen Kindern in Paris, wobei er die nicht ganz sechzehnjährige Cosima zum erstenmal sah.
