Mittwoch 25ten (25. August 1875)

Cosima Wagner Tagebücher

schreibe ich ganz in der Frühe an Richter mit vollem Herzen, ihm vorstellend, daß sein Gefühl gegen mich ganz gleichgültig sei, daß aber, wenn er nicht gegen R. herzlich bereue, durch Gerede sich habe irre machen lassen, er nimmermehr würde mit R. etwas zu tun haben können, was ihm R., ohne selbst diese Hoffnung zu geben, angezeigt hatte. R. überrascht mich beim Schreiben, und nachdem er mir die zwei Briefe gelesen (Richter’s und den seinigen), lese ich ihm den meinigen, welcher ihn rührt und von dem er sagt, daß er ihn zurückfordern werde, wenn R. sich nicht danach benehme. – 

Ankunft Schuré’s. Hübscher Aufsatz der Indépendance Belge von Brassin [1] – es ist traurig, daß der einzige schlichte rechtschaffene Aufsatz über diese herrliche Zeit in französischer Sprache erscheinen mußte! – R. machte einen Bericht an den König [2], welcher jetzt in Paris weilt! (Nicht in Paris, in Reims zur Krönungsstätte der Könige!) Unser Trauungstag.


[1] Louis Brassin (1840-1884), Bruder des Breslauer Dirigenten Gerhard Brassin.

[2] RWs Brief vom 22. August 1875 über die Bayreuther Vorproben mit Bericht über die Leistungen der Mitwirkenden.


Dieser Inhalt kann nicht kopiert werden. / This content cannot be copied.