Montag 27ten (27. September 1875)

Cosima Wagner Tagebücher

Cosmas und Damianus! Anonymer Brief aus Berlin, von Kinowsky’s Elend[1] sprechend, der König[2] dagegen soll es gut gehen! So trifft die Strafe den Besseren. Ich schreibe an Neffen Jachmann und bitte ihn, dem Mann behülflich zu sein. R. hat den Herrn Hofphotographen Albert[3] zu empfangen, welcher seiner Zeit in München schmählich sich benahm und nun sich nicht entblödet, zu ihm zu kommen! R. empfängt ihn, weil es um eine Bestellung (Text zu Bildern) sich handelt, welche er Herrn Tappert zukommen lassen will. Herr Albert erzählt, daß von einem Wagner-Album 35000 Exemplare an eine Firma in Berlin verkauft worden seien! Und den Ring des Nibelungen und die Gesammelten Schriften kaufen diese Menschen nicht! Erinnerung, R. entsinnt sich aus seinem zweiten Jahre in Leipzig, wie er vom Nebengarten die Köpfe der Blumen abgehauen hätte und in gelb lackierte Spucknäpfe überall hin gespuckt. Abends geplaudert!


[1] zweifelhafte Affäre in Wagners entfernterem Verwandtenkreis, s. auch die folgenden Tageseintragungen.

[2] Käthchen König, RWs entfernte Verwandte.

[3] Bild: Joseph Albert (1825 – 1886), Hofphotograph in München, portraitierte die königl. Familie und die zahlreichen Bauvorhaben; erfand den Farblichtdruck.


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