Mittwoch 8ten (8. September 1875)

Cosima Wagner Tagebücher

Allerlei Briefschaften, R. liest mir ein Schriftstück an einen Amerikaner; da die deutschen Fürsten darin erwähnt werden, bitte ich ihn, ihn nicht abzusenden, er zerreißt ihn mit Unwillen, und ich frage mich, ob der Erfolg der Mühe wert ist, ob überhaupt irgend ein Erfolg einen Augenblick Verstimmung aufwiegen kann! – Doch ist bald die Heiterkeit hergestellt, wir unternehmen einen größeren Spaziergang; erster Halt beim Keller von Angermann, Teniers’sches Bild und Shakespeare’sche Gespräche; darauf bei herrlichem Sonnenuntergang weiter in die liebliche Landschaft gewandelt. Abends in den Memoiren von Berlioz die Stellen über die Devrient gesucht; Erschrecken über die Kurzsichtigkeit und Engherzigkeit eines solchen Menschen, welcher nicht das Großartige dieser Frau durch die Mängel, welche die Zeit, eine traurige Umgebung und ein schlimmer Beruf ihr aufhefteten, [erkannt hat].

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