Mittwoch 28ten (28. April 1875)

Cosima Wagner Tagebücher

Ein Brief- und Rechnungstag, dazu das Haus in Unordnung. – Wir erfahren, daß Hans um 1500 Pfund in England soll betrogen worden sein [1]; kummervolle Nachricht. Notar Skutsch; neue Hypothek! …

Abends große Müdigkeit. R. hatte wilde Träume, Aufruhr des Pöbels gegen ihn in Paris, welchen er durch Beredsamkeit zu beschwichtigen sucht, einer aus dem Haufen kommt endlich zu ihm, küßt ihm die Hand, ihm meldend, er habe ihn überzeugt, worauf Beruhigung. Wahrscheinlich sind es die Notizen, welche uns Bucher gegeben, daß beständig Bismarck Drohungen und Warnungen zukommen, welche diesen wilden Traum eingaben. Bucher zitiert uns u.a. einen Brief, welcher wirklich ganz toll ist und dazu gemacht, einen andren toll zu machen. Bismarck äußerte sich neulich dahin, er freue sich der Straßenjungen, welche beständig ihn auf der Straße begleiteten, er sei dann sicher, daß ihm rücklings nichts geschähe, nach vorne wolle er schon sorgen! …


[1] Als „eine Mischung aus Gentleman und Clown“ bezeichnete Hans von Bülow seinen Agenten George Dolby. Der Impressario hatte u.a. mit Charles Dickens und Mark Twain zusammengearbeitet und organisierte Konzertreisen nach England, Irland und Schottland für von Bülow. Im April 1875 schrieb die London Gazette, dass Dolby Konkurs angemeldet hatte; von Bülow, der diese anstrengenden Reisen hauptsächlich in dem Gedanken unternahm für seine Töchter sorgen zu wollen, war also um seine gesamten Einnahmen betrogen worden.


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