Dienstag 8ten (8. September 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

In der Frühe zur Freundin, welche dann ihren Gemahl[i] in Neumarkt abholt. Sehr angenehmes Zusammensein den ganzen Nachmittag, der Minister soeben von der Konfirmation des Sohnes des Kronprinzen heimkehrend, erzählt von dem bewundernswürdigen Glaubensbekenntnis des Prinzen. Es bestätigt sich aber, daß dessen linker Arm[ii] lahm ist. Besuch des Theaters. – – 

Sorge um Lusch’s Gesundheit, Beginn der Entwickelung. – 

R. träumte wieder von einer Intimität mit Bismarck, und daß, wie er ihn Exzellenz genannt hätte, dieser ihm erwidert: »Sagen Sie lieber Majestät.«


[i] Alexander von Schleinitz (1807 – 1885), erster Ehemann von Marie von Schleinitz und zu diesem Zeitpunkt Minister des königlichen Hauses.

[ii] Der Sohn Kronprinzen (des späteren 99Tage-Kaisers Friedrich III.) ist Friedrich Wilhelm, später Wilhelm II. (1859 – 1941), der bei der Geburt eine Lähmung des linken Armes erlitt. 

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