Freitag 29ten (29. Januar 1875)

Cosima Wagner Tagebücher

R. trüb gestimmt durch die Hoffnungslosigkeit über Glatz! »Ich muß wilde Menschen haben«, sagt R., »keine kultivierten Barbaren.« Ich schreibe an Bon Normann um Erkundigung über einen Tenoristen, Herrn Schwab, welcher sich empfohlen hat. – 

Mit den Kindern lese ich jetzt »Nathan den Weisen« und werde durch vieles wiederum sehr ergriffen, der Ton von Assad, welcher in Saladin’s Seele ruht[1], rührt mich besonders, man verliert den Ton der Toten, allein er kann wieder erweckt werden. Die Wahrheit wie eine Münze ausgezahlt, im Monolog des Nathan, erinnert an das Geschäftmäßige, mit welchem die Juden ihr Verhältnis zu Gott auffaßten. 

Konferenz über einen zu erbauenden Gasthof – Schwierigkeiten über Schwierigkeiten, doch ist R. immer mit den Leuten seines Verwaltungsrates zufrieden. Abends in Gfrörer’s Buch gelesen.

Quartierkarte von 1958

Die ewige Crux mit dem Quartier – 1958 war die Stadt Bayreuth bei der Suche noch behilflich.

[1]Textstelle: “Gut so! gut! — (Und nun sein Ton! Wie der wohl sein wird! — Assads Ton Schläft auch wohl wo in meiner Seele noch!)”

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