Lieber Freund Heckel!

Richard Wagner, Bayreuth an Emil Heckel, Mannheim – Freitag, 26. März 1875

Schön Dank! – Viel Mühe und Aerger. – Erwarte gern Herrn v. Reichenberg, nur ist meine Zeit jetzt knapp, was mich darauf bringt, Sie zu bitten, die Sache mit Herrn Knapp doch jedenfalls nun in Ordnung zu bringen. Ich bin, seit die Herren Kapellmeister sich so schlecht benehmen, des Marktens und Feilschens sehr müde geworden. Auch interessiert mich Knapp wirklich. Er möge sich nur seine Zeit, der Ordnung der Proben gemäß, gut einrichten; d.h. ich brauche ihn nur für das Rheingold, und – will er einen Mannen singen – für Götterdämmerung, die anderen Stücke kann er ganz für sich zu Gastspielen u.s.w. benützen, und gern würde ich nicht, während der Zeit, wo er unbeschäftigt hier läge, namentlich an den Mannheimer Pensionsfond Abgaben leisten. –

Im Betreff Herrn Unger’s bin ich in diesem Augenblicke noch sehr ungewiß daran. Sie wissen das!

Ich erwarte die Nachricht, nach welcher ich bis spätestens 5. April in München den Tristan zu sehengedenke: entspricht nun Frau Vogel meinen Wünschen, und kann ich sie für die Sieglinde anwerben, so wird mir dies ohne Zweifel nur dann gelingen, wenn ich auch ihren Mann mit nehme. Diesem kann ich nun keine andere Parthie als den Loge übergeben. Somit wüßte ich dann für jetzt nicht, was mit Herrn Unger, den ich noch so wenig kenne, anzufangen sei. Immer noch hat dieser aber mir eine Erinnerung hinterlassen, welche mich bestimmt, ihn – für alle Fälle – noch genauer kennen zu lernen. Er müßte dafür, rein um des Zweckes willen, jedenfalls von mir etwas ihm Nützliches zu erlernen, einige Zeit in meiner Nähe zubringen können. Ich kann ihm nur keine Aufenthaltentschädigung dafür zahlen.

Nun sehen Sie einmal, wie es hiermit stehen und gehen könnte.

Für den Fall, daß mir Frau Vogel definitiv mißfällt, würde Unger jedenfalls als Loge eintreten.

Ich habe zuletzt viel Wüstes erlebt, bin auch nicht wohl. Endlich muß Alles aber doch gehen.

Herzlichen Gruß von

Ihrem
getreuen
Richard Wagner.

Bayreuth,
26. März 1875.

Reichenberg könnte mich von jetzt bis erste Tage April sicher in Bayreuth treffen.

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