[21. Januar 1875]
Ich fürchte durch die, etwas voreilige, gestrige Mittheilung meines Wunsches im Betreff einer besonderen Berathung der Gast-Unterbringungs-Angelegenheit bei Gelegenheit der Aufführung der projectirten Bühnenfestspiele, Sie, und unsere werthen Freunde in einige Beklemmung versetzt zu haben, welche Ihnen und meinen geehrten Freunden zu benehmen der Zweck dieser kurzen Mittheilung ist.
Bei näherer Betrachtung muß ich nämlich finden, daß ich mit dem Vorschlage, uns zu einer Special- Commission für die Effectuirung der angeregten Sache zu erweitern, erst dann hätte heraustreten sollen, wenn der Gegenstand selbst reiflich unter uns berathen worden wäre. Ich muß mit Recht befürchten, daß meine geehrten Freunde, welche sich bisher mit den Bemühungen der Verwaltung der ganzen Unternehmung beschwerten, überhaupt noch sehr wohl begründete Bedenken anderer Art, als der der Unterbringung der Gäste, vorzubringen haben.
Hierüber uns klar auszusprechen, alle möglichen, auch die ungünstigsten Annahme-Fälle zu erwägen, und diesem gemäß dann unsere Beschlüsse zu fassen, ist daher mein wirklicher Wunsch, und er war dieß daher auch schon gestern, wo, wie ich sagte, eine zu flüchtige Mittheilung desselben Sie vielleicht irre geführt haben dürfte, zu glauben, ich hielte bereits alle Bedenken für beseitigt.
Beliebt es daher meinen geehrten Freunden, hierüber zu einer ernstlichen Besprechung unter uns einzutreten, so würde ich nur bitten, den Tag und die Stunde einer solchen Conferenz (etwa bei mir) gütig bestimmen zu wollen.
Mit der Bitte, hierüber mit Herrn Feustel und Herrn Dr. Kaesserlein in freundliches Vernehmen treten zu wollen, grüße ich Sie mit wahrhaftigster Hochachtung als
Ihr
dankbarst ergebener
Richard Wagner.
Bayreuth,
21 Jan. 1875.