Werthester Freund und Genosse!

Richard Wagner an Albert Niemann, Berlin – Donnerstag, 11. Februar 1875

Sie ersehen, ich bekümmere mich mehr um Sie, als Sie sich um mich!

Ich fürchte nicht dass Sie mir untreu werden: aber Sie sollten mit mir etwas mehr in Rapport bleiben.

Sie wissen doch, wofür ich Alles auf Sie rechne? Sie sollen für die Ausführung meines Werkes mein Mitarbeiter, mein Genosse sein.

Und wenn Sie gar keinen Theil der Ausführung selbst übernehmen, so sollen Sie mir in Allem helfen, – und helfen – in welchem Sinne?

Sie sind doch der Einzige von Allen, der meine Nöthen kennt und versteht?

Und ich brauche Hilfe und Rath. Scaria half mir noch; er hat mir die Materna zugeführt. Und Sie können sich nicht eine Sieglinde verschaffen? – Sind Sie nur in Augenblicken bei mir? – Dr. jur. Glatz war jetzt bei mir. Es ist da viel Gutes vorhanden, ja manches Aussergewöhnliche: aber Alles doch Frage! Er hat immer noch mit einer Gesangslehrerin zu thun, die ich ihm erst aus dem Kopfe reissen muss. Ich habe viel Noth. – Nächsten Monat muss endlich der Klavierauszug der Götterdämmerung fertig werden.

Studieren Sie ihn! Gott weiss, wie und womit Sie mir noch helfen müssen. – Jedenfalls müssen Sie bei Allem dabei sein, und immer – immer mir helfen!

Sonst geht es vorwärts – ein vortreffliches Orchester habe ich bereits – fast – vollständig beisammen. Nur ein paar schlanke Frauenzimmer fehlen mir noch. Endlich macht mir auch die Brandt noch Noth: ich bin ihr böse geworden und habe ihr Abschied gesagt, trotzdem es mir schwer fiel.

Nun lassen Sie einmal etwas von sich hören, und – helfen Sie mir!

Betz ist gut! Er hat sich hier schon Wohnung bestellt.

Und Sie? – Von Herzen grüsse ich Sie!

Bayreuth
11 Febr. 1875.

Ihr ergebener
Richard Wagner.

Geniale Naturen sollten doch recht zusammen halten!

Was macht die Börse?

Die 3 Rheintöchter (die beiden Lehmann und Lammert) sind über alles Lob erhaben.

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