Vorbereitungen zur Abreise; Besuch bei Menzel, dessen Schwager uns mit Klängen aus der Götterdämmerung empfängt; Mappen besichtigt. Um ein Uhr in das Hôtel, Déjeuner mit Lothar Bucher, viel über Mommsen
Theodor Mommsen (1817-1903), Historiker vgl. Anm. zu 29. Mai 1871; M. war Sekretär der Preuß. Akademie der Wissenschaften in Berlin. More gelacht, unredliches Handeln dieses und anderer Gelehrten in der Lauenburger Angelegenheit[1].
Über den Fürsten gesprochen, dessen Politik förmlich gelähmt durch die Intrigen der Kaiserin (vor Paris z.B. konnte man nicht angreifen, weil die Bomben nicht ankamen; schließlich ergab es sich, daß die Bahnen durch Lebensmittel für die Pariser seitens der Kaiserin und Prinzeß Viktoria eingenommen waren!). Wichtigste Dinge müssen verschoben werden, weil sie den Kaiser darüber dermaßen quält, daß die Ärzte einen Schlaganfall befürchten. Bismarck förmlich aufgerieben, krank. –
Mehrere Besuche darauf zu empfangen, um fünf Uhr Diner im Hausministerium. Ich verlange dort vom Redakteur des Kladderadatsch, daß das Blatt für Bayreuth eintrete. –
Um 7 Uhr Abreise; die zwei Konzerte haben ungefähr 6000 Th. eingebracht, was bei den sehr ungünstigen Verhältnissen viel heißt. Die Nacht durchgefahren, gern und heiter Bayern wieder betreten.
[1] bis 1864 war Lauenburg souverän im dän. Staatsverband, im Gasteiner Vertrag 1865 Preußen überlassen, Personalunion mit Preußen; das Domanium Lauenburg (Sachsenwald) wurde Bismarck 1871 als Dotation zugesprochen; im Juni 1876 – darum ging es – wurde Lauenburg als Wahlkreis Preußen einverleibt.