Dienstag 10ten (10. März 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

R. erhält einen Brief aus Brüssel von einem Deutschen, welcher Sonette an die nordischen Götter entsenden, dies führt uns auf die alten Mythen und Sagen zu sprechen, von letzteren sagt R.: „Wenn wir einen wirklichen Dichter hätten, da wären Stoffe noch zu populären Stücken (Rolf Kraki, der Nornagest u.s.w.), aber sie müßten nicht in drei Akten und mit dem ganzen steifen Apparat konzipiert werden, sondern wie ein Bild an uns vorgeführt werden. Mich würde es selbst anziehen, hätte ich die Zeit, so etwas zu entwerfen.“ 

Um 3 Uhr Damenkaffeegesellschaft bei Frau D. Käfferlein(1)! … R. hatte währenddem eine Konferenz mit dem Verwaltungsrat; die Kontrakte mit Hoffmann und Brandt, die Einhaltung des Jahres 75, endlich auch die Bewirtung und Behausung der Gäste sind der Gegenstand der Debatte. Schließlich kommt Herr Albert(2) hinzu und macht einen so guten Eindruck, daß die Stimmung eine viel bessere wird und Einigkeit erzielt wird. Abends nicht viel gelesen.

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(1)vermutlich Frau des Advokat Johann Eberhard Käfferlein (Verwaltungsrat)
(2)Hotel-Besitzer Albert aus Mannheim

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