Heute standen wir um 6 Uhr auf, vom Capitain geweckt, um die schmale Durchfahrt zwischen der Insel Zukur und dem Felsen Abul Aid zu sehen. Es ist dies eine gefährliche Passage nachts, da wieder kein Leuchtthurm angebracht ist und schon 2 Schiffe sind hier – allerdings ohne Menschenverlust – auf den Felsen aufgesessen. – Es weht eine starke Brise an dieser Stelle die, wie der Capitän sagt, bis heute 5 Uhr dauert. –
Die Sonne ging herrlich auf in gelblicher Pracht. Die Insel sieht öd und starr aus. – Cacao und Bad: Frühstück. Wegen des Windes sassen wir unten: ich stürzte mich kühn in Oper u. Drama III. Theil. – Luncheon; dann kurz oben gesessen, bald wieder hinunter und „gedüchtet“. – Um 5 Uhr grosser Moment, wir sind am Ende des Rothen Meers angelangt, an der Strasse Bab el Mandeb, und zur Rechten die Insel Perim, ohne Baum u. Wasser, mit Telegraphenstation und Leuchtthurm. – Wir wurden signalisiert und eine Nachricht nach London geschickt. – Links mit zackigen Felsen die arabische Küste, entfernter rechts Afrika. Die Durchfahrt zwischen Perim und Ras el Mandeb ist sehr eng, und schon manches Schiff ist früher hier gescheitert, als noch kein Leuchthaus dastand.
So sahen wir – an der Ostküste von Perim auf dem Meere stehend den Kiel eines untergegangenen Schiffes. Das Gute daran ist nur, dass immer die Mannschaft gerettet wurde.
Bei unsrer Durchfahrt begegneten wir allein 3 grossen Dampfern, 2 englischen, 1 österreichischen. Der Wind wendete sich, als wir das Thor der Thränen passiert hatten, und kam direkt von Osten, in welcher Direktion wir jetzt im Golf von Aden fahren. – 6½ Uhr. Sonnenuntergang das himmlischste und merkürdigste was man sich denken kann; bischen Schluss der Götterdämmerung. – Abend ohne Kartenspiel getroddelt. Um ½12 Uhr zu Bett. Von hier aus haben wir noch 17 Tage nach Singapore.
Dienstag, 8. März
Thor der Tränen