Dienstag 9ten (9. Juni 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Die Großen im Klavier unterrichtet, mit Lusch Geschichte vorgenommen, an den Bibliothekar Hemsen geschrieben, die bloße Erwähnung von der Freundin Tod bedrückt und beugt mich. – 

Nachmittags starkes Gewitter, welches hat das Gute, daß es nicht dauert wie der ewige Jude. Wie ich ihm mitteile, mit welcher Überraschung ich es gewahre, daß Lusch in der Geschichte alles verlernt hat, erzählt er mir, daß in Quarta sein Lehrer die Kinder nach den Motiven des 30jährigen Krieges gefragt hätte, alle geschwiegen hätten und er ihn sehr erfreut hätte durch die Antwort, »die Unabhängigkeit der Fürsten von dem Kaiser«. 

Beim Abendbrot sucht R. vergeblich Richter zu erklären, daß einzig Mönchsorden mit dem Gelübde der Armut und jeglicher Entsagung dem Elend Abhülfe tun könnten; die armen Kinder mit Barfüßen ergreifen R. stets. Abends die Nibelungen-Kanzlei, wie sie hier allwärts genannt wird und vor der Post zu Recht besteht. R. musiziert mit ihnen, die große Scene zwischen Wotan und Fricka, »wo die Lebenslust gebrochen wird«, und die darauf folgende.
Nachts wütendes Gewitter, wie Feuerdrachen kommt das Wetterleuchten auf uns zu.

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