Donnerstag 5ten (5. Februar 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Früh in das Haus gegangen; wie ich zurückkehre, finde ich R. höchlichst aufgebracht. Herr J.J. Weber beansprucht das Recht der Operntexte des Ring des Nib., welche R. an Herrn Schott cediert. Mit Mühe vermag ich es, R. über diese Gaunerei zu beruhigen.

Daß dieses Benehmen des Herrn Weber niemanden empört, das ist es, was R. außer sich bringt, ich sage ihm: „Wir haben die theoretische Erkenntnis der Bosheit der Menschen, die anderen die praktische; darum sind sie nie empört und verklausulieren sich, wollen es aber in der Theorie nicht zugeben, weil die Lehre der Schuld des Daseins und der Schlechtigkeit des Menschen eine zu herbe Wahrheit ist.“ – Nachmittags Brief von Freund Heckel, der Großh. von B. bedauert, nicht das tun zu können, was R. von ihm erbeten, weil er [von] der Erfolglosigkeit des Schrittes überzeugt sei!

Und Herr Wesendonck will „mit Vorbehalt 700 Thaler für den „Garantie-Fonds“ geben.

Wir konnten nicht anders, R. und ich, als lachen. „Man hat das Seinige getan“, sagt R., „viel erwartet habe ich mir nicht, man handelt aber, als ob man erwartete, und läßt nichts unversucht.“ Abends Gibbon, immer mit Vergnügen. Leider ist mein Auge noch nicht so weit hergestellt, daß ich vorlesen kann. R. immer noch sehr empört gegen Herrn Batz und Weber.

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