Donnerstag 8ten (8. Januar 1874)

Hans‘ Geburtstag(1) – Hausbeschäftigungen, nachmittags Heckel, abends dazu Feustel, wir erfahren dabei erst, was Rat D.(2) Feustel schon im Dezember mitgeteilt, nämlich, daß der König gegen R. aufgebracht sein, weil dieser den Hymnus von Herrn Dahn auf den König nicht komponiert habe(3); dieser habe R.‘s Brief dem König zugeschickt, und letzterer sei im höchsten Grade darüber aufgebracht und habe deshalb die Gewähr versagt!!

Es bestätigt sich, daß die Subskription nichts hervorgebracht. R. wird durch die Freunde gebeten, keine öffentliche Erklärung abzugeben, sondern zuerst zu suchen, die Schulden durch Konzerte zu tilgen (!!), dann würde der Bericht des Verwaltungsrates erfolgen, darauf könne R. sein Wort sprechen. Heckel soll an Herrn Wesendonk sich wenden, dessen Vorschlag wieder aufnehmen (Zeichnungen und Zahlungen, bis alles gezeichnet sei), dann an den Großherzog v. Baden sich wenden, er möge ein Fürstenkonsortium bilden, und dieses solle an das Reich appellieren.


(1)Hans von Bülow, Pianist, Dirigent, erster Ehemann Cosimas und Vater ihrer Kinder Daniela und Blandine.
(2)Lorenz von Düfflipp
(3)Felix Dahn hatte einen Hymnus auf Ludwig II. verfasst, den Wagner vertonen sollte, sich aber weigerte. Bereits in früheren Tagebucheintragungen berichtet Cosima über Dahn und empfindet ihn als anmassend.

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