Mittwoch, 23. März

Die Küste von Sumatra.

Gott sei Dank, es ist heute wieder ruhig, die Wolken hängen im Osten noch dick und grau herab, als seien sie wüthend, dass wir ihnen entkommen; es ist sehr warm, fast erstickend. Auf dem Deck ist wieder alles in Ordnung, und wir sitzen auf unsren gewohnten Stühlen. Wir fühlen uns wohl, sind aber beim Frühstück etwas vorsichtig, um unsre öden Mägen nicht auf einmal zu überladen.

Zuvor nahm ich ein kaltes, vielmehr laues Bad. doch fühlt man sich lappig u. ich verbrachte den Vormittag halb schlafend, halb einen scheusslichen Roman, Madame Bovary, lesend; zu höherer oder seichterer Lectüre konnte ich mich nicht aufschwingen; so blieb mir nichts übrig, als les moeurs de Province[1]; ich las das Buch auf einmal zu Ende, um es los zu sein; denn es widerte mich tüchtig an, und schwor, jetzt lang keinen französischen Roman zu lesen.

Der Tag wurde schöner, und der Abend war wunderbar; unglaubliches Blitzen u. Wetterleuchten, wie ich es noch nie gesehen; die Luft ist wie eine weiche indische Seide und sie spielt einem um die Glieder mit entzückender Grazie. Gegen 12 uhr zu Bett u. Spät eingeschlafen. Vormittags – beinahe vergass ich’s – sahen wir die Küste von Sumatra, die nach einer Stunde wieder verschwand. Wir fahren noch ziemlich östlich u. werden erst morgen die südliche Richtung einschalgen. ein entzückender Schmettlerling flog an Bord.

Cl. behauptete es sei einer jener seltenen, welche von aussen ganz wie gelbes Blatt aussehen, um sich vor anderen Thieren zu schützen. Ich sah deren im Natural-History-Museum in London. Cl. hätte ihn nur zu gerne gefangen, doch seine Jagd war vergeblich. – 


[1] Roman von Balzac.

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