Montag, 7. März

Dschabal al-Tair, Zubair – Archipel.

Schwül und sonnig; spiegelglatte See. wir standen etwas lappig auf und waren vom Schlafe nur wenig erquickt – Ein schönes altes Segelschiff fährt mühsam vorbei; es erregte die grösste Sensation unter den Schiffsleuten, weil nämlich sonst im rothen Meere nie ein Segelschiff fährt; obwohl ja da ganz interessant ist, konnte ich mich doch nicht in den allgemeinen Zustand der Aufregung hinein fühlen, sondern setzte ruhig mein Frühstück fort und freute mich dann am schönen Anblick der Segel. – Das war ein willkommener Anlass zu eingehenden Gesprächen beim Frühstück und der immer lachende Ingenieur und der Capitain erörterten alle Möglichkeiten.
Auf dem Deck fahre ich in meinen Lectüren fort: beendete „Beethoven“, den ich sehr ordentlich studiert habe, las den Brief an Weber und dichtete dann weiter. Nach dem L. las ich Goldsmith zu Ende – fein und gefühlvoll – „etwas altmodisch – haha“ – würde Hebe[1] urtheilen und ich müsste ihr vielleicht recht geben. – 
Vormittags wollte ein Gewitter aufziehen, doch zerstreute es sich; dagegen erquickt uns jetzt eine angenehme südliche Brise. Gegen 7 Uhr fuhren wir der Insel Öebel Tair, verloschenen Vulkan, vorüber. – Dann wieder Karten-Spiel! Du heilige Welt – na! – Um 10 Uhr werden wir davon befreit durch die Meldung, dass wir an den Zebayir-Inseln vorbeifahren, wir eilten hinauf, und sahen diese 12 vulkanischen Felsen im geheinmissvollen Mond-Nebel nicht weit von uns in düsterer Unheimlichkeit, als wären sie verzauberte Thiere, die sich fortbewegen könnten. – Kein Leuchtthurm darauf! ich finde, die Herrn Engländer, von denen am Tage so viele Schiffe hier vorbeifahren, könnten, wenn auch das Lande den Arabern gehört, doch so viel thun, einen Leuchtthurm zu errichten, anstatt ihre Schiffe der Gefahr preiszugeben, nachts einmal auf solch‘ einen Felsen zu stossen. Ich mache meiner Wuth Cl. gegenüber Luft, der aber vollständig kaltblütig antwortet: Mein Gott, guter Fidi, das kostet zu viel Geld!


[1] Spitzname für Frau anna vom Rath, ebenfalls eine treue Festspielbesucherin.

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