Sonnabend 6ten (6. Juni 1874)

Cosima Wagner Tagebücher

Der »Knecht« soll leben! Er wird herzlichst gefeiert, der uns so viel Freude gebracht; Gedenken des Tages seiner Geburt.

Nachmittags nach Eremitage gefahren, welches wir Fantaisie vorziehen; während die Kinder die Wasser der Grotte betrachten, lagern wir uns, R. und ich, im Walde, dem Gezwitscher der kleinen Tages-Schwätzer, wie R. die Vögel nennt, lauschend. Selige Stimmung, trotzdem R. nicht wohl ist, denn er hat in Folge eines geringen Diätfehlers die Nacht über nicht geschlafen, noch am Morgen einen schauderhaften Traum gehabt, darin er von einem rohen Gesellen angefallen, er sich wehrte und Beistand von einem Menschen erhielt, diesen ließ er im Stich und floh, und als dieser den Gesellen überwunden hatte, R. von der Ferne ansah, kehrte dieser zu ihm zurück und stach ihm die Augen aus! »So«, sagt R., »bildet die Angst im Traum, die Sucht zum Erwachen zur Feigheit sich aus und [zur] Niederträchtigkeit.« 

Abends Auspacken des Glas-Services mit R. – Große Sorge meinerseits, daß unser Vermögensetat sehr überschritten werde.

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