Da das Barometer sinkt, fahren wir nicht, trotz schönem Sonnenaufgang und dem Zureden des Hauses. Triumph der Wissenschaft; das schlimmste Wetter stellt sich ein, große Heiterkeit dabei, Gedenken Eckermann’s und Goethe’s. [1] –
Frau Wesendonck schickt ein Gedicht zur Feuerbestattung, das bringt uns auf Mephisto’s: »Vorbei, ein dummes Wort«, und dabei auf mehreres im »Faust«, dessen Herrlichkeit man nie erschöpft. An die Kinder geschrieben. – Schopenhauerische Philosophie und Parcival als künstlerische Krönung! Dies beschließen wir, nachdem wir mit einigem Vergnügen in den »Kritischen Gängen« von Vischer [2] einen Aufsatz über den alten und neuen Glauben gelesen; in welchem er zwar dilettantisch die Probleme aufstellt, doch aber wenigstens aufstellt, und in einer fließenden Sprache.
[1] Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens:
„Es iſt unglaublich, ſagte Goethe, wie viel der
Geiſt zur Erhaltung des Koͤrpers vermag. Ich leide
oft an Beſchwerden des Unterleibes, allein der geiſtige
Wille und die Kraͤfte des oberen Theiles halten mich im
Gange. Der Geiſt muß nur dem Koͤrper nicht nach¬
geben! — So arbeite ich bey hohem Barometerſtande
leichter als bey tiefem; da ich nun dieſes weiß, ſo ſuche
ich, bey tiefem Barometer, durch groͤßere Anſtrengung die nachtheilige Einwirkung aufzuheben, und es gelingt
mir.“
[2] »Kritische Gänge«, 2 Bde. 1846, Neue Folge 6 Bde. 1860-73, von Friedrich Theodor V. (1807-1887), dt. Schriftsteller und Ästhetiker, streitbarer Publizist von antiklerikaler Gesinnung, 1848 Abgeordneter des Frankfurter Parlaments, danach Prof. in Zürich, Stuttgart und Tübingen.