Stundenplan für die Kleinen; Brief von der Oberin über Boni und Lusch, namentlich ihr Urteil über letztere betrübt mich; Ermahnungen an die Kinder! …
Sehr hübscher Brief von O. Bach und sehr schöner von Freund Nietzsche über die Götterdämmerung. R. sagte mir: »Das muß dir doch Freude machen, daß ich unter deiner Ägide solches geschaffen«, ich erwidere: Er habe ja ohne mich auch schon geschaffen, »ja, aber nimmermehr hätte ich das geschrieben, du hast diese Töne aus mir gelockt«. Er denkt viel an den Parzival, will seine Lektüren auf dieses Ziel richten. Gott segne ihn!
Abends den Tee im Garten, ein recommandierter Brief aus Braunschweig, R. hat sogleich eine Ahnung und wirklich, Schroetter, der neu gewonnene Siegfried, schreibt ab. Ich schreibe ihm, ob dies sein Ernst sei! … Mit der eigentümlichen Ruhe, welche ihm in bösen Erfahrungen zu eigen, sagt R.: Ich glaubte, ich hätte nur um die Gasthoffrage zu sorgen! …
Wir beschäftigen uns mit den Skizzen von Beethoven zu der 9ten Symphonie, von Nottebohm[1] herausgegeben, sehr merkwürdig, wie nichtssagend fast, gewöhnlich zuerst die bedeutendsten Themen aufgesetzt; R. sagt, ihm ging es ähnlich, was er zuerst aufschrieb, könne er fast nie so gebrauchen, es ist wie ein Zeichen, daß man etwas im Sinn hatte, aber ganz anderes, dann findet man es wieder. R. ging mit den Kindern aus, wie die kleinen Hunde sich an die Hündin Brange machten, sagte Fidi ruhig: »Das ist Schweinerei.« – –
[1] Gustav Nottenbohm (1817-1882), dt. Musikforscher, arbeitete vor allem über Beethoven.