Sonnabend 17ten (17. April 1875)

Cosima Wagner Tagebücher

Allerlei Besorgungen, Besuche mit R., die Nichte Jachmann kommt auch; abends mit Pr. Doepler[1], unserem Kostüm-Maler, in die »Hermannsschlacht«[2], von der Meininger Truppe aufgeführt; das Stück trotz vielem Absonderlichen sehr fesselnd und die Darstellung sehr merkwürdig, die Dichtung ganz aus der Zeit her ausgezeichnet, modern, die Thusnelda, ungefähr wie die albernen deutschen Frauen, welche sich freuten, den Franzosen zu gefallen, die historische Realistik der Kostüme dazu entstellten die Sache zur Farce, doch alles interessant zu beobachten, und manches selbst ergreifend (Marbod mit den Kindern, die Nachtscene). Während wir bei den Meiningern, jubelt das elegante Berlin den »Makkabäern« von Anton Rubinstein[3] zu; seltsame Haltung unsrer Freundin dem gegenüber und uns!


[1] Carl Emil Doepler (1824-1905), Prof. in Berlin, schuf die Kostüme für Bayreuth 1876.
[2] Drama von Heinrich von Kleist.
[3] Oper »Die Makkabäer«, 1875 in Berlin uraufgeführt.Bild: Historisierender Kitsch, der nicht mehr aus den Köpfen zu kriegen war: Georg Unger als Siegfried im Kostüm von Carl Emil Doepler.


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